René van Eckert: Leserbrief zur Mittelschul-Namensgebung

24. September 2015

Wie der Berichterstattung über die letzte Sitzung des Schulverbandes Mittelschule Mellrichstadt zu entnehmen ist, wird beabsichtigt, die Schule nach dem Musiker Udo Lindenberg zu benennen. Diese Umbenennung darf und muss in meinen Augen kritisch hinterfragt werden.

Zu Beginn möchte ich festhalten, dass das Engagement von Udo Lindenberg für den Umweltschutz, für den Kampf gegen Rechts und sein Eintreten für den Frieden, um nur einige Punkte zu nennen, absolut lobenswert und hervorzuheben sind. Aber es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Auf der anderen Seite stehen sein Drogen- und Alkoholmissbrauch in früheren Zeiten, den er bis heute öffentlich immer wieder als normal darstellt. Auch in einigen seiner Liedtexte verherrlicht er dieses Thema. Ist dies vorbildhaft für Schülerinnen und Schüler?

Des Weiteren stellt sich die Frage nach dem Bezug von Udo Lindenberg zur Stadt Mellrichstadt und den im Schulverband angegliederten Gemeinden. In Mellrichstadt gibt es noch das Martin-Pollich-Gymnasium, die Ignaz-Reder-Realschule und die Malbach-Grundschule. Das Gymnasium und die Realschule sind nach Persönlichkeiten benannt, welche in Mellrichstadt geboren wurden und weiter über die eigenen Stadtgrenzen wirkten. Die Grundschule ist nach dem nahe verlaufenden Bach benannt.

Alle drei Schulen haben einen sehr lokalen Bezug. Der Berichterstattung nach sagte der Konrektor Achim Libischer auf die Alternativ-Vorschläge „Martin Pollich“ und „Nathan Stern“, dass man mit diesen Namen „weiter weg von Schülern unserer Schule nicht sein kann“. Das ist in meinen Augen vermessen. Nathan Stern ist Ehrenbürger der Stadt Mellrichstadt. Er und seine Familie haben das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte erlebt und überwiegend mit dem Leben bezahlen müssen. Trotzdem blieb die Verbundenheit zu Mellrichstadt erhalten. Udo Lindenberg singt von Rechtsextremismus, Flucht und Fremdenhass. Nathan Stern hat all das erlebt.

Der Einwurf, dass mit dem Namen Udo Lindenberg, die Mittelschule aus dem Schatten des Martin-Pollich-Gymnasiums treten könnte, ist rein spekulativ. Es handelt sich um unterschiedliche Schultypen. Eine Mittelschule ist kein Kontrahent zu einem Gymnasium.

Zuletzt hinterfrage ich das künftige Schulmotto „Mach dein Ding“ mehr als kritisch. Immer wieder wird der Egoismus und die Verbreitung der „Ellenbogen-Gesellschaft“ kritisiert. Da jeder sich nur nach sich richtet und kaum Rücksicht auf den anderen nimmt. Gerade in Schulen sollte dies aber anders gelebt werden. „Mach dein Ding“ steht dem konträr entgegen.

Aus den genannten Gründen halte ich die Umbenennung der Mittelschule Mellrichstadt in Udo-Lindenberg-Schule für falsch. Wieso muss die Mittelschule Mellrichstadt als erste Schule in ganz Deutschland nach ihm benannt werden? Selbst in seiner Heimatstadt oder in Pankow (direkter Bezug zu einem seiner größten Hits) gibt es keine Schule die seinen Namen trägt. Ich appelliere an die Entscheidungsträger vor Ort, die Planungen hierzu nicht weiter zu verfolgen.

René van Eckert
Mitglied des Kreistags Rhön-Grabfeld

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