„Ich unterstütze voll und ganz Eure Aktion und bedanke mich dafür!“ Die Reaktion von Bürgermeister Eberhard Streit auf den Infostand gegen Rechtsextremismus der SPD Mellrichstadt hätte eindeutiger nicht sein können. Der Stadtchef bedankte sich bei den Sozialdemokraten für deren Engagement, als diese ihm offiziell die Foto-Plakate übergaben, die im Laufe des Stadtfestes entstanden. Dort hatten der SPD-Ortsvorsitzender Matthias Kihn und sein Team um „Gesichter gegen Rechts“ geworben, um dem rechten Schmierern entgegen zu treten.
„Das war eine gute Aktion und sie wurde von der Bevölkerung auch sehr offen aufgenommen“, berichtete etwa Stadträtin Karoline Karg. „Doch wir müssen daran weiter arbeiten und vor allem auch der Jugend erklären, warum rechtsextreme Thesen ein Problem und keine Lösung von Problemen sind.“ Dem schlossen sich die weiteren SPD-Vorstandsmitglieder an und erläuterten, dass sie insbesondere die verschiedenen Schulen in Mellrichstadt als Zielgruppe für Aufklärungsarbeit ausgemacht haben. „Toleranz gegenüber Andersartigem und Courage bei undemokratischen Parolen muss nicht nur gelehrt sondern praktisch gelebt werden“, stellte der Juso-Kreisvorsitzende René van Eckert eine Aktion dar, bei der sich Schulen in einer Selbstverpflichtung darauf einigen, aktiv gegen Rassismus vorzugehen. „Wir wollen das Gespräch auch mit den Schulen in Mellrichstadt suchen, um den Rechtspopulisten auch bei den Schülern keinen Boden zu verschaffen“, so van Eckert abschließend.
Wie aktuell die Gefahr von nationalistischem Gedankengut auch heute ist, zeigte Matthias Kihn an einem Beispiel: „Immer häufiger, wenn aktuelle Diskussionen auf die Euro- und Schuldenkrise kommen, hört man Äußerungen von ‚den faulen Griechen‘ oder ‚den korrupten Italienern‘ oder andere nationalistische Aussagen. Bereits das ist fremdenfeindlich und rassistisch, wird hier doch ganzen Völkern ausgewählte Eigenschaften zugewiesen.“ Auch Bürgermeister Streit unterstrich die Aktualität mit einem Verweis auf den Skandal, dass in Deutschland über Jahrzehnte hinweg nationalsozialistisch-motivierte Morde begangen werden konnten und der Verfassungsschutz wegsah oder untätig zuschaute. „Es ist beschämend, dass so etwas in unserem Land passieren konnte“, zeigten sich die Sozialdemokraten mit Bürgermeister Streit einer Meinung.
Den Wunsch des SPD-Ortsvereins Mellrichstadt, die Foto-Tafeln, auf denen 135 Mellrichstädter und Gäste des Stadtfestes ihr „Gesicht gegen Rechts“ zeigten, im öffentlichen Bewusstsein zu behalten, wollte Bürgermeister Streit gern aufnehmen. Er versicherte seine weitere Unterstützung bei anderen Vorhaben der SPD, etwa bei einer Ausstellung über Rechtsextremismus in Bayern, die für den Herbst 2012 angedacht wurde. Denn auch in der Motivation, sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu stellen, waren sich die Versammelten einig: „Unsere Demokratie ist es wert, für sie zu kämpfen!“