Ehrenamtsempfang der SPD in Mellrichstadt

Ehrenamtsempfang zur Breitenkultur

27. Oktober 2015

Landtagsabgeordneten Kathi Petersen und Helga Schmitt-Bussinger zu Gast

Politiker betonen bei öffentlichen Veranstaltungen immer gern, welche Bedeutung das Ehrenamt für das Funktionieren unserer Gesellschaft hat. Sie zeigen sich meist auch bemüht, den freundlichen Worten Taten folgen zu lassen. Dass Vertreter einer Partei aber, in diesem Fall der SPD, einen eigenen Ehrenabend für Ehrenamtliche veranstalten, das kommt wohl nicht so häufig vor.

Obwohl es bei der bayerischen SPD doch schon eine gewisse Tradition gibt, wie die Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger am vergangenen Freitagabend betonte. In Mellrichstadt galt die Anerkennung der Politikerinnen den Kulturschaffenden aus den Bereichen Musik, Theater und Geschichte.

Kathi Petersen sprach im großen Saal des Konferenzzentrums „Raum 7“ zunächst ihren Dank der Stadtkapelle aus, die unter der Leitung von Ulrich Moormann den musikalischen Rahmen mit schmissiger Blasmusik setzte. „Früher war die Musik, vor allem das gemeinsame Singen, noch mehr im Alltag verwurzelt“, stellte Schmitt-Bussinger bei ihrer Rede vor den zahlreichen Gästen fest. Heute brauche es für die Pflege des musikalischen Erbes das Ehrenamt. „Ohne die zahlreichen Bürgerinnen und Bürger, die sich in ihrer Freizeit in Musikkapellen, Theatergruppen oder historischen Verein engagieren, würde ein Stück lokale Identität verloren gehen“, sagte sie.

Musizieren sei aber auch ein persönlicher Gewinn: Freundschaften fürs Leben können geschlossen werden, soziale Kompetenzen werden geübt, und die Musiker sammeln Erfahrungen im Umgang mit Proben- und Auftrittsstress. Nicht zuletzt können Erfolgserlebnisse das eigene Selbstbewusstsein steigern. All das befähige auch, Brücken zum Mitmenschen zu schlagen. Musik könne somit die Begegnung mit den Asylsuchenden erleichtern und unterstütze den Integrationsprozess. So gesehen sei „Musik mehr als nur ein netter Zeitvertreib“.

Um das ehrenamtliche Engagement zu fördern, setze sich die bayerische SPD für ein Ehrenamtsgesetz ein. „Wohlwollend auf die Schultern klopfen reicht nicht“, sagte Schmitt-Bussinger. Ziel müsse es sein, „die Strukturen des bürgerschaftlichen Engagements in Bayern nachhaltig zu stärken“. Konkret strebe die SPD an, dass die Freiwilligen bestimmte finanzielle Vergünstigungen gewährt bekommen und dass die Stelle eines Landesbeauftragten für das Ehrenamt geschaffen werde. Weiterhin wolle ihre Partei, dass dieses Engagement im Schulunterricht hervorgehoben und die Organisation der ehrenamtlichen Hilfen z. B. in den Flüchtlings-Aufnahmeeinrichtungen finanziell gesichert werden. „Der Ausbeutung Freiwilliger muss ein Riegel vorgeschoben werden!“, forderte Schmitt-Bussinger.

Der Musikunterricht z. B. in den 216 bayerischen Sing- und Musikschulen müsse bezahlbar bleiben. Immer noch müssten die Eltern den größten Brocken an den hierfür aufgewandten jährlichen 134 Millionen Euro in Bayern aufbringen (61,3 Millionen Euro), der Freistaat beteilige sich nur mit 13,528 Millionen Euro. Den Rest von 60,1 Millionen Euro tragen die Kommunen. Auch sei das flächendeckende Ziel einer Versorgung mit Musikschulen noch nicht erreicht. Die SPD habe darum eine Erhöhung des vorgesehenen Etats für die Sing- und Musikschulen um mehr als zwei Millionen Euro beantragt.

Die beiden Politikerinnen waren auch deswegen nach Mellrichstadt gekommen, um die Wünsche und Anregungen der betroffenen Kulturschaffenden entgegenzunehmen. Darum ergriff Renate Haag, die Kreisleiterin des Nordbayerischen Musikbunds Rhön-Grabfeld, das Wort. Sie lobte das gute Verhältnis, das die Instrumentalisten zu den einheimischen Chören haben, sei dankbar für die relativ guten Arbeitsbedingungen im Landkreis. Auch die finanzielle Unterstützung sei brauchbar, sie bitte nur darum, dass dies auch so bleibe. Ein Zuschuss zum Beschaffen der teuren Trachten wäre allerdings hochwillkommen. Im Übrigen wünschte sie, dass die Politiker das Ehrenamt und seine Bedeutung immer im Bewusstsein behalten.

Kathi Petersen lud zum Ausklang der Begegnung alle zu einem Imbiss und zu Gesprächen mit ihr und ihrer Landtagskollegin im Foyer und der Lounge von „Raum 7“ ein.

Text und Bilder: Fred Rautenberg

Teilen